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1. Die Mongolen unter Dschingis Khan
‚Dschingis Khan’ oder ‚Die Mongolen’. Beides sind Bezeichnungen für eine Epoche des Mittelalters, die von Eroberungen und Kriegen gekennzeichnet war. Auf der einen Seite die ruchlosen, brutalen und Bestien gleichen Horden des Mongolenfürsten Dschingis Khan und auf der anderen Seite der Rest der Welt, ständig in der Hoffnung, dass der Kelch noch einmal an ihm vorbeigehen und der Mongolensturm vor den Grenzen abflauen möge. So einfach stellt es die Geschichte dar – doch war dem wirklich so? Wie wurden eigentlich die Mongolen damals wirklich wahrgenommen, nur als die mordenden, unzivilisierten Barbaren der Steppe, oder gab es auch andere Geschichtsbilder?
In einem perzeptionsgeschichtlichen Ansatz soll dieser Frage nachgegangen werden. Im Fokus liegt dabei die Wahrnehmung der Mongolen in den Quellen der Zeit – in der Geheimen Geschichte der Mongolen (Eigenwahrnehmung), in westlichen (abendländischen) Reiseberichten und chinesischen Gesandtschaftsberichten. Dabei kommt sowohl die Perspektive der Sieger, als auch der bedrohten und der scheinbar neutralen Völker zum Vorschein. Letzteres bezieht auch die Analyse gegenwärtiger Geschichtsbilder ein.
Verzichtet werden musste in dieser Arbeit auf die Bearbeitung muslimischer und russischer Quellen, die ebenfalls zu der Thematik gehören. Auch wurde der Zeitraum dieser Darstellung auf den Beginn der mongolischen Expansion und die unmittelbaren Nachfolger Dschingis Khans begrenzt. Dies bezieht sich mit Ausnahme der Analyse gegenwärtiger Überreste, nämlich Zeitungs- und Zeitschriftenartikel, auch auf die Untersuchung der Perzeption mongolischer Expansion. Die ursprünglich geplante zusätzliche Untersuchung der Wahrnehmung während des Imperialismus im 19./20. Jahrhundert erwies sich ebenso als zu aufwendig, als die der Wahrnehmung während der Zeit des historisch deutschen Faschismus und des Kommunismus in der ehemaligen Sowjetunion, von der einige Erkenntnisse erhofft wurden. Dies bleibt nun anderen Forschungsvorhaben vorbehalten.
Die Arbeit gliedert sich in drei Teile, die logisch aufeinander aufbauen. Kapitel 2 und 3 dienen der Einführung in Geschichte und Lebensweise der Mongolen. Dies wird vor allem deshalb als wichtig erachtet, da es sich hier um eine Kultur handelt, die sich vollständig von der uns bekannten und gewohnten abendländischen Kultur des christlichen Mittelalters unterschied. Diese Tatsache muss dem Leser von Anfang an bewusst sein, damit nicht (ungewollt) der Fehler gemacht wird, abendländische Denkmustern, Werte und Sinnbildungen auf diese fremde Kultur anzuwenden. Kapitel 3 gibt zudem einen Überblick über die Gräuel und Massaker der Mongolen während ihrer Eroberungsfeldzüge. In Kapitel 4 werden oben genannte Quellen kritisch beleuchtet und auf ihre Aussagefähigkeit über die Perzeption der mongolischen Existenz untersucht. In Kapitel 5 wird versucht, zunächst mit Hilfe der Forschung, dann eigenständig auf der Grundlage bisheriger Ergebnisse, zu Erklärungen zu kommen, um die Unfassbarkeit mongolischer Gewalttaten rational zu deuten. Kapitel 6 setzt schließlich die gesammelten Erkenntnisse in Bezug zur ausgehenden Fragestellung und hält die Ergebnisse fest. Der Arbeit ist mit Kapitel 7 ein Anhang mit Abbildungen und Geschichtskarten angeschlossen und die Zeitleiste in Kapitel 8 soll dem Leser den Überblick erleichtern und für eine zeitliche Orientierung sorgen. Den Schluss bilden Verzeichnisse über verwandte Quellen und Literatur.
Die Kapitel 2, 3, 4.3 und 4.4 hat Björn Böhling verfasst, die Kapitel 4.1, 4.2 und 5 Simon Hollendung. Kapitel 1 und 6 wurden gemeinsam angefertigt. Die Verantwortung für das Ganze tragen beide Autoren.
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