Dschingis Khan

Die Mongolen unter Dschingis Khan

von Simon Hollendung und Björn Böhling

2.2 Dschingis Khan – Die Geschichte des Aufstiegs eines Klanführers zum Großkhan des mongolischen Weltreiches

Natürlich ist es im Rahmen dieser Arbeit weder möglich noch erstrebenswert, eine ausführliche Geschichte Dschingis Khans zu liefern. Alleine die Aufzählung und Beschreibung aller Feldzüge und Schlachten, die einen Hauptteil seines Lebens ausmachten, würde zu viel Raum einnehmen. Aus diesem Grund wird hier erstens die Darstellung auf den Zeitraum von seiner Geburt bis zur Ernennung zum Großkhan beschränkt und zweitens die Kriegsberichterstattung soweit vertretbar reduziert.[52]

Über die Lebensweise und die fehlende Zusammengehörigkeit der mongolischen Stämme haben wir schon weiter oben gesprochen. Einigungsversuche hatte es aber schon im 12. Jahrhundert gegeben. Der Mongolenhäuptling Qaidu soll als erster einige mongolische Stämme erobert und sich mit anderen verbündet haben. Seine Urenkel trugen dann auch schon den herrschaftlichen Titel ‚Khan’ und wagten es, als erste den mächtigen Königen der Chin, die Nordchina beherrschten, Paroli zu bieten.[53] Erst durch das Bündnis der mächtigen Chin mit den Tataren konnte das erste mongolische Königtum wieder zerschlagen werden, worauf es ca. 1160 wieder in viele Stämme, Klans und Unterklans zerfiel.

„Der Zusammenbruch des Reiches hat zum politischen, sozialen und ökonomischen Verfall des monggolischen [sic!] Volkes geführt. Uneinigkeit und Zwist herrschte unter den mongolischen Stämmen, ‚Sie hatten kein Oberhaupt oder Herrscher. Jeder Stamm lebte allein oder zu zweit, getrennt voneinander; sie waren nicht einig und führten ständig Krieg oder lebten in Feindschaft miteinander’, sie mußten dem Kaiser von China Tribut liefern und lebten in äußerster Armut: sie kleideten sich in den Häuten von Hunden und Mäusen und aßen deren Fleisch und solches von gefallenen Tieren.“[54]

Dies war die Situation, vor der der junge Temudschin (oder auch Temügin)[55], der sich später Dschingis Khan nennen sollte, stand. Ein Tatbestand, der jetzt schon erwähnt werden soll und der Temudschins Aufstieg zum Khan erst ermöglichte, war seine angebliche aber akzeptierte Abstammung von den frühen Königen der Mongolen.

Er wurde ungefähr 1162 im Norden der Mongolei geboren.[56] Mit 12 Jahren wurde er Halbwaise, nachdem sein Vater, Jesügei, von den Todfeinden der eigentlichen Mongolen, den Tataren vergiftet worden war. Unter dem Vorwand von Friedensverhandlungen hatten sie ihn in ein Zelt gelockt und ihm dort einen giftigen Trank angeboten.[57] Dies war mit ein Grund für den gewaltigen Hass, den Temudschin fortan für die Tataren hegte und der ihn in der Zukunft zu mancher Schlacht veranlasste. Ohne das Familienoberhaupt ging der Klan der Bordschigin einer harten Zeit entgegen.[58] Schließlich verweigerten ihm die Klanmitglieder, die ihn für zu jung und zu schwach hielten, die Gefolgschaft und nahmen die Tierherden bis auf Temudschins wenige Schafe und Ziegen mit sich fort.[59] Brent sieht hierbei eher die Lebensumstände der Mongolen als Ursache:

„Das Gefühl der Sicherheit war in diesen trostlosen Steppengebieten kaum zu erreichen. Es gab keinen großen Khan, der die Mongolen beherrschte und schützte, kein einheitliches Gesetz regelte die Verhältnisse, und die Interessen gingen weit auseinander. Jede Familie versuchte, sich unter dem Schutz eines einflußreichen Herrschers anzusiedeln.“[60]

Ob der junge Temudschin seinem Klan diesen Schutz gewähren konnte, war mehr als fraglich. Allerdings zeigt das Verhalten der Klanmitglieder, wie sehr die Sicherung von Grundbedürfnissen, hier der Sicherheit, die individuellen Entscheidungen bestimmten und auch vor Loyalitäten, die Temudschin als Sohn des ehemaligen Herrschers zustanden, nicht Halt machten.[61]

Temudschin blieb mit seiner Mutter Ölun-eke, seinen drei Brüdern Quasar, Qatschiun und Temüge, seinen zwei Halbbrüdern Bekter und Belgütai, sowie einigen alten Frauen und Witwen und mit ihren treuesten Dienern zurück. Um nicht zu Grunde zu gehen, blieb nur die Flucht in die nahen Berge, die Jagd und der Fischfang. In völliger Armut und unter schwersten Überlebensbedingungen bildete sich Temudschins Charakter heraus, der ihn wohl auch auf das spätere Leben als Weltbeherrscher vorbereitete. Folgende Szene gilt als Beispiel für die Wesensentwicklung:

„Inzwischen lebte Temügin und sein Bruder in den Kenteibergen von Jagd und Fischfang. Sein Halbbruder Bektar stiehlt ihm eine Lerche und einen Fisch. Unterstützt von seinem jüngeren Bruder Quasar tötet er Bektar mit Pfeilschüssen. Bei diesem harten Dasein wurden der junge Mann und sein Bruder Qasar robust und unerschrocken.“[62]

Mit Hilfe dieser Brutalität und Zähigkeit, immerhin gelang es ihnen eine lange Zeit in der Unwirklichkeit des Gebirges zu überleben, konnten sie ihre begrenzte Macht sichern. Um sie allerdings auszuweiten, bedurfte es Hilfe. Temudschin machte sich auf den Weg, um Toghril, den König der Karäiten, zu huldigen. [63] Dieser erinnerte sich an die Dienste, die Temudschins Vater für ihn geleistet hatte, und machte ihn zu seinem Vasall. Mit seiner Hilfe konnte sich Temudschin vor Feinden schützen und gleichzeitig Gefolgsleute um sich scharren, die vor allem von erfolgreichen Beutezügen und Kämpfen angelockt wurden.[64]

Temudschin sicherte sich auch die Freundschaft eines anderen mongolischen Stammesführers, Djamuqas vom Stamm der Djadjirat, mit dem er u.a. seine entführte Frau Börte zurückholen konnte. Doch schon bald zeigten sich Spannungen in dieser Freundschaft. „Jeder von ihnen strebte danach, das alte mongolische Königtum zu seinem Vorteil wiederzuerrichten, um sich Khan nennen zu lassen.“[65] Beiden gelang es nach ihrer Trennung, einige Klane auf ihre Seite zu ziehen. Unter Temudschins Gefolgsleuten waren auch die Nachkommen der letzten Mongolenkönige, die sich aus Zugehörigkeitsgefühlen und wohl auch wegen mangelnder eigener Macht für Temudschin als Khan einsetzten. „’Wir wollen dich zum Khan machen’, mit diesen entscheidenden Worten wandten sich drei der vornehmsten Häuptlinge an Temudschin [und ...] unterwarfen sich“.[66] 1196 wurde Temudschin zum Khan der eigentlichen Mongolen gewählt,[67] nannte sich von da an Dschingis Khan (eigentlich Tchinggiz-khan[68]) und verfügte über ca. 30.000 Krieger. Jetzt konnte er daran gehen, seinen Einflussbereich auszugestalten und für eine (neue) Verwaltung und Organisation zu sorgen.[69]

Obwohl dieser Machtzuwachs Dschingis Khan seinem Feudalherrn fast ebenbürtig machte[70], diente er dem Karäiten-König doch weiter treu und gewissenhaft. Und schließlich hatten beide mit den Tataren einen gemeinsamen Feind. 1198 rückten sie gegen die Tataren vor und schlugen sie vernichtend – allerdings bekamen sie unverhofft Hilfe. Die Chin, die sich früher noch mit den Tataren gegen die Mongolen gestellt und die Monarchie der Mongolen beendet hatten, wandten sich jetzt gegen ihre einstmaligen Verbündeten. Anschließend ehrten sie den erfolgreichen Karäiten-König mit dem chinesischen Titel Wang-chan (König, Fürst) und auch Dschingis Khan erhielt den allerdings aufgrund seiner Vasallenstellung zu Toghril weniger bedeutenden Titel Dscha’utquri (Bevollmächtigter gegen die Rebellen der Grenze).[71]

Dschingis Khan nutzte diesen Erfolg, um seine Macht zu festigen, indem er die Stammesführer bestrafte, die sich nicht an dem Kriegszug beteiligt hatten. Aber gegen seinen Feudalherren, den Wang-chan, lehnte er sich auch jetzt nicht auf. Im Gegenteil verhalf er ihm wieder auf seinen Thron, nachdem dieser von seinem Bruder, der dem Naiman-König nahe stand, gestürzt worden war.

Die mongolische Geschichte sagt aus, dass das Bündnis weit mehr von Dschingis Khan als vom Wang-chan gepflegt worden sei.[72] Der Wang-chan hielt sich nicht an Absprachen, stürzte sich alleine in militärische Abenteuer und enthielt dem Khan auch die Kriegsbeute vor.[73] Trotz allem machten sich beide gemeinsam auf, um den nächsten Feldzug gegen die Naiman zu führen, den sie, wie den gegen die Taigighut, erfolgreich beendeten, was den Wang-chan zum mächtigsten Fürsten der Mongolei machte.[74] Gegen die errichtete Hegemonie des Wang-chan und Dschingis Khans formierte sich eine Gegenliga unter Djamuqa, der seinen vermeintlichen Anspruch auf den Thron noch nicht aufgegeben hatte[75] und der sich nun von einer neuen Gegenföderation von Völkern 1201 zum Gur-Khan (Kaiser der Mongolei) ausrufen ließ.[76] Dschingis Khan machte mit Hilfe des Wang-chan dieser Gegenföderation ein Ende, besiegte und bestrafte die Völker und ihre Führer.

Zum Bruch zwischen dem Wang-chan und Dschingis Khan sollte es aber dennoch kommen. Trotzdem war es zunächst unklar, wie die Geschichte verlaufen würde. Dschingis Khan war zwar der Rolle eines Vasallen längst entwachsen, und der Wang-chan beargwöhnte den jungen, aufstrebenden Rivalen. Doch auch eine Nachfolge Dschingis Khans als Khan über die Karäiten schien denkbar. Ilqa[77], der Sohn des Wang-chang, der mit Djamuqa befreundet war, und sein Erbe nicht so einfach verloren geben wollte, gab schließlich den Ausschlag, in dem er seinen Vater dränge, die Freundschaft mit Dschingis Khan aufzukündigen.[78] Er schürte das Misstrauen, indem er den Khan des Verrats beschuldigte. 1203 wurden von den Karäiten die ersten Versuche unternommen, sich Dschingis Khans zu entledigen. Nachdem er einigen Fallen und Hinterhalten entkommen war, musste er sich weit in die Mongolei zurückziehen.[79] Grousset nennt die Unbeständigkeit der Nomaden, die nur auf die Dauer der jeweiligen günstigen Jahreszeit begrenzte Kriegspakte schlossen, als Grund dafür, dass sich die Koalition gegen den Khan, obwohl sie ihn schon soweit in die Enge getrieben hatte, wieder auflöste.[80] Die Folge war eine wesentliche Verbesserung seiner Lage. Der Wang-chan trat in Friedensverhandlungen ein und zur gleichen Zeit, als er Dschingis Khan Blut in einem Ochsenhorn zur Bekräftigung des Willens schickte, fiel dieser über die überraschte Karäiten-Armee her.[81] Der Wang-chan wurde auf der Flucht getötet, worauf sich das Volk der Karäiten Dschingis Khan unterwarf, der nun die ganze östliche Mongolei beherrschte.

Nun blieb nur noch ein mächtiger Gegner in der Region, der die westliche Mongolei besiedelte – die Naiman. Um den Naiman-König Tajang versammelten sich alle Gegner Dschingis Khans, die noch in der Lage waren zu kämpfen. Im Jahre 1204 machte Dschingis Khan mit seiner Armee auf den Weg und stellte sich den Naiman. Nach einem erbitterten Kampf war den Mongolen der Sieg sicher. Sie unterwarfen das Volk der Naiman und töteten bzw. verbannten die Führer.[82] Nun fügten sich bald auch die restlichen kleineren Völker, wie z.B. die Merkiten, und die versprengten Stämme ihrem Schicksal. Als letztes Volk ergaben sich die Kirgisen 1207 ohne Kampf. „Die ganze Mongolei war nun unterworfen. Die Standarte Dschingis Khans, die weiße Fahne mit neun Flammen, wurde das Banner aller Turkomongolen.“[83]

Schon vor den letzten Unterwerfungen, hatte sich Dschingis Khan seine Macht durch die Stämme formell bestätigen lassen. 1206 hatte er eine Versammlung aller Häuptlinge der unterworfenen Stämme einberufen, von der er sich zum obersten Khan, zum Großkhan (qahan oder qan), ausrufen ließ. „Alle Menschen der Region waren gekommen, um dem Mann, der ihnen Sicherheit bieten sollte, ihr Treuversprechen zu leisten.“[84]

Dschingis Khan hatte das Reich der frühen Könige wieder geeint. Er baute dieses Reich in einen zentralistischen Staat um und machte damit der Unabhängigkeit der einzelnen Völker und Stämme ein Ende. Er führte Steuern ein, um die besetzten Gebiete auszubeuten, schuf ein Verwaltungssystem (z.B. zur Überwachung des Warenverkehrs), sorgte für Verpflichtungen seiner Untertanen (z.B. mit dem Zwang zum Postdienst), er assimilierte Zivilisationselemente anderer Völker, wie z.B. die Schrift, und integrierte sie in die eigene Kultur. Alles diente dem Ziel, die militärische Leistungsfähigkeit der Mongolen soweit wie möglich auszubauen und zu sichern. Dabei griff er tief in die Lebensweise und Gewohnheiten der Nomadenvölker und die Struktur der Gesellschaft ein.

Dies alles bereitete erst den Boden für eine gewaltige territoriale Expansion. Dschingis Khan schuf zu Lebzeiten ein Reich, dessen Ausdehnung sogar das Römische Reich, wie das Reich Alexanders des Großen in den Schatten stellte.[85] Die Expansion erstreckte sich zunächst nach Osten, nach Nordchina (Reich der Hsi-Hsia 1209, Reich der Chin (Eroberung Pekings) 1215), und dann nach Westen, wo er die Reiche der Kara-Kitai (1218) und das Chorezmische Reich (1225) eroberte und bis zum Kaspischen Meer vorstieß. Dschingis Khan verstarb am 18. August 1227 im Gebiet der Hsi-Hsia, die darauf von seinen Nachkommen noch vernichtet wurden, bevor sie ihn nach der langen Heimreise in der Mongolei bestatteten.

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[52] Etwas ausführlicher als diese Darstellung und zur besseren Orientierung dient die Zeitleiste in Kap. 8.

[53] Brent spricht hier von Kubal Khan, dem Großvater Dschingis Khans (vgl. Brent, S. 12).

[54] Ratchnevsky, S. 10f.

[55] Zu den Familienverhältnissen siehe die Ahnentafel in Anlage III in Anhang.

[56] Grousset nennt das Jahr 1155 als Geburtsjahr (vgl. Grousset, S. 277), während Neumann-Hoditz das Jahr 1962 angibt, auf das sich die moderne mongolische und chinesische Historiographie geeinigt habe (vgl. Neumann-Hoditz, S. 24). Nach Ratchnevsky ist das Geburtsdatum umstritten. Lediglich das Todesjahr von 1227 stehe fest. Er geht schließlich von dem Geburtsjahr in der Mitte der 60er Jahre aus, da frühere Daten nicht nur eine sehr späte Heirat, wie auch noch Kriegszüge zu einem sehr hohen Alter bedeutet hätten. Außerdem weist er darauf hin, dass die Mongolen ihr Alter wahrscheinlich selber nicht kannten (vgl. Ratchnevsky, S. 15ff).

[57] Vgl. Brent, S. 14.

[58] Vgl. Grousset, S. 278.

[59] Dass der Klan dem ihm angestammten Platz so schnell verließ hatte seinen Grund. Hätte der neue Klanführer nach weiteren Konfrontationen Temudschin getötet, wäre es Sache des Klans gewesen, Blutrache zu üben. Diese Notwendigkeit entfiel jetzt, auch wenn Temudschin in der Wildnis umkommen sollte.

[60] Brent, S. 15.

[61] Neumann-Hoditz ergänzt diese Argumentation um den individuellen Faktor. Die mongolische Gesellschaft stellte kaum Waren selbst her. Sie mussten entweder in entfernten Städten auf Märkten gekauft oder erbeutet werden. Letzteres war nun erheblich erschwert worden, „denn mit dem Tod Jesügeis war die Aussicht auf Beute und kriegerischen Ruhm für sie geschwunden.“ (Neumann-Hoditz, S. 26)

[62] Grousset, S. 278.

[63] „Tro’oril war ein mächtiger Herr. Sein Reich erstreckte sich vom Onon im Westen über das Wohngebiet der Mongolen bis an die Grenze Chinas im Osten ... Sein Ansehen bei den Nomaden verdankte er vor allem seinem Verhältnis zu dem Kaiser der Jin [Chin], dem er Tribut leistete, dafür aber auch auf dessen Hilfe er rechnen konnte.“ (Ratchnevsky, S. 29) Mit ihm fand Temudschin einen mächtigen Schutzherren.

[64] Vgl. Brent, S. 29f.

[65] Grousset, S. 180.

[66] Neumann-Hoditz, S. 32.

[67] Angeblich sei den Mongolen Temudschin traditionsbewusster und für weniger Neuerungen eintretend erschienen. In der Geschichtswissenschaft taucht auch die These auf, Temudschin habe sich mehr der Aristokratie bedient, während Djamuqas versuchte, das Volk hinter sich zu bringen. Hier fällt der Begriff des Repräsentanten einer demokratischen Partei. Grousset nennt diese These allerdings gewagt und folgt ihr nicht (vgl. Grousset, S. 281). Auch bei dem Krönungsdatum gehen die Meinungen auseinander (vgl. das Datum der Geburt Temudschins). Neumann-Hoditz gibt in seiner Zeittafel das Jahr 1190 an (vgl. Neumann-Hoditz, S. 137).

[68] Die Bedeutung dieses Namens ist umstritten. In der Forschung hat man sich auf die Übersetzung des türkischen Wortes ‚Tengis’ (Ozean, Meer) geeinigt. Der Ozean (= Baikalsee) spielte in der Ursprungsgeschichte der Mongolen eine Rolle. Temudschin sollte wohl einen ozeangleichen, alle Mongolen umfassenden Herrscher verkörpern.

[69] Vgl. dazu Kapitel 2.1.

[70] Allerdings war die Einheit der eigentlichen Mongolen zwar formell, aber noch lange nicht praktisch vollzogen. Es war nicht einfach, die seit langer Zeit unabhängigen Stammesführer direkt an ihn zu binden.

[71] Vgl. Brent, S. 33 und Neumann-Hoditz, S. 37. Damit war Dschingis Khan formell auch Vasall des Chin-Reiches. Allerdings wurde seine Treue nie in Anspruch genommen. Als der Chin-Kaiser ihn daran erinnerte, war Dschingis Khan längst zu mächtig geworden und bedrohte die Genzen der Chin.

[72] Zu einer Verschlechterung der Beziehung kam es auch, als Dschingis Khan seinen ältesten Sohn mit einer Tochter des Wang-chang verheiraten wollte, dieser aber ablehnte.

[73] Vgl. Grousset, S. 287 und Brent, S. 38.

[74] Trotzdem war er auf Dschingis Khan angewiesen, denn Feinde, auch in seiner eigenen Familie, warteten überall. Außerdem versuchten die verriebenen Fürsten und Stammesführer immer wieder, ihre Macht zurückzubekommen.

[75] Im Gegenteil hatte Djamuqa dem Kahn schon kurz nach dessen Krönung eine schwere Niederlage zugefügt. Nach einer Schlacht von je 30.000 Mann war die Armee des Khan unterlegen und es „müssen Jahre vergangen sein, bis sich der Khan von dieser Niederlage erholte“ (Neumann-Hoditz, S. 35). Dies zeigt besonders, wie sehr die theoretische Herrschaft über alle Stämme der eigentlichen Mongolen von den tatsächlichen Gegebenheiten differieren konnte. Außerdem wirft diese Periode im Leben des Dschingis Khan ein bezeichnendes Licht auf die mongolische Historiographie, denn als Geschichtsschreibung des Siegers fehlt in der Mongolischen Geschichte jeder Bezug zu dieser Niederlage.

[76] Vgl. Brent, S. 34.

[77] In anderen Darstellungen wird er auch als Sanggum bezeichnet (vgl. u.a. Brent, S. 38).

[78] Vgl. Neumann-Hoditz, S. 43f.

[79] Vgl. Ratchnevsky, S. 64.

[80] Vgl. Grousset, S. 296.

[81] Vgl. Brent, S. 40.

[82] Vgl. Brent, S. 41.

[83] Grousset, S. 302.

[84] Brent, S. 42.

[85] Siehe dazu den Vergleich der Reiche in Anlage IV im Anhang. Der Vergleich bezieht sich lediglich auf die Ausdehnung des Reiches und nicht etwa auf die Bevölkerungsdichte.
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