Dschingis Khan

Die Mongolen unter Dschingis Khan

von Simon Hollendung und Björn Böhling

4.3.2 P’eng Ta-ya und Sü T’ing (1237): Kurzer Bericht über die Schwarzen Tatan (Hei-Ta shih-lüeh)

Der kurze Bericht über die schwarzen Tatan wurde von den beiden Autoren P’eng Ta-ya und Sü T’ing kurz nach ihren Besuchen 1237 am Hof Ogodai’s in der Mongolei verfasst. Beide waren wahrscheinlich in der Zeit von 1233 bis 1236 in offizieller Mission bei den Mongolen.

P’eng Ta-ya wurde Anfang Juli 1233 mit einer Gesandtschaft der Sung an den Hof Ogodai’s geschickt. Im März 1234 kam er im Lager in Karakorum an und kehrte nach einem kurzen Aufenthalt im Juni 1234 nach Kaifeng zurück, um im Juli 1234 wieder den Ausgangspunkt der Reise zu erreichen. 1237 traf er Sü T’ing, mit dem er seine Aufzeichnungen verglich und dem er die Herausgabe überließ. Wegen Bestechlichkeit und Grausamkeit gegen die Bevölkerung der Provinz Szechuan, wo er 1237-1239 für den Wiederaufbau der Stadtmauern zuständig war, wurde er mehrmals degradiert. Die posthume Rehabilitierung wird in der Forschung als Beweis gedeutet, dass die Anschuldigungen gegen ihn unwahr gewesen seien.

Sü T’ing war früher Sekretär gewesen und nahm 1235-1236 in unbekannter Funktion an der Gesandtschaft zum Hof Ogodai’s teil. Über das Ziel der Mission schweigen sämtliche Quellen. Möglicherweise handelte es sich um einen diplomatischen Versuch, ein Bündnis gegen das Chin-Reich zu schmieden. Das Treffen mit P’eng Ta-ya erfolgte zufällig.

Bei dieser Quell steht besonders die Frage nach der Herkunft der Informationen im Vordergrund. Es handelt sich hier nicht unbedingt um eine umfangreichere aber um eine detailliertere Schilderung als der Chao Hungs. Inhaltlich wird an die Darstellung Chao Hungs angeknüpft, diese allerdings weiter differenziert. Jedes Kapitel beginnt mit einer Darstellung von P’eng Ta-ya. Nach eigenen Angaben ergänzte Sü T’ing die Ausführungen nur dann, wenn sie mit seinen nicht übereinstimmten.[217] Die Frage stellt sich deswegen, weil beide Autoren keinen längeren Kontakt zu den Mongolen hatten und wahrscheinlich die Sprache nicht verstanden. Außerdem war der Aufenthalt am Hof Ogodai’s mit nur einem Monat sehr kurz. Es wird daher vermutet, dass es sich hier um Informationen handele, die in Quellenvergleichen zwar bestätigt werden können, die aber wohl eher aus zweiter Hand stammten. Es ist anzunehmen, dass sie aus Interviews stammen, die beide Autoren mit chinesisch sprechenden Mongolen am Hof führten.

Die Wahrnehmung der Mongolen ist die des Fremden durch den neugierigen Betrachter. Weder werden Glanzleistungen besonders betont und die Andersartigkeit sonderlich abgewertet. Allenfalls werden Vergleich mit der eigenen Kultur gezogen, um Unterschiede, allerdings nicht wertend, aufzuzeigen. Hier lässt sich keine Tendenz erkennen. Lediglich die Eroberungen werden etwas ausführlicher als bei Chao Hung behandelt:

„P’eng Ta-ya:
[...]
Manchmal treiben sie [die Tatan] ihre Gefangenen vor, lassen sie im Kampf geschlagen werden, und wenn dann der Feind mit seinen Kräften am Ende ist, schlagen sie ihn mit ihren Elitetruppen. [...] Wenn sie gesiegt haben, dann heften sie sich dem Feind an die Fersen, machen alles nieder und lassen niemand entkommen.“
[218]

Die chinesischen Gesandtschaftsberichte der Sung sind im Großen und Ganzen nüchterne, erzählende Quellen, die viele Details der mongolischen Lebensweise liefern, aber diese nur zögernd und zurückhalten bewerten. Dies macht sie zu den Gegenstücken der westeuropäischen Geschichtsschreibung. Deshalb sucht man hier die panische Angst vor dem Mongolensturm vergeblich.

[217] Vgl. P’eng Ta-ya, Hei-Ta shih-lüeh, S. 226.

[218] P’eng Ta-ya, Hei-Ta shih-lüeh, S. 191.
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